Es war einmal...
So fangen in der Regel Märchen oder Erfolgsstories an -GSM fällt mit Sicherheit unter die letztere Kategorie: Selten gab es einen internationalen Standard mit dermaßen durchschlagendem Erfolg. Aber der Reihe nach:
Anfang der 80er Jahre war die "Goldgräberzeit" der (damals noch analogen) Mobilfunktelefone. Jedes Land bastelte fleißig an seinem eigenen Netz vor sich hin -mit der Konsequenz, daß an einen grenzüberschreitenden Telefonverkehr nicht zu denken war. War das für die Mobilfunkbenutzer nur ärgerlich, so bedeutete dies für die Hersteller der Systemtechnik natürlich zigfachen Aufwand bei geringen Stückzahlen.
Nun wären die Briten natürlich nicht die Briten gewesen, wenn sie
nicht noch im selben Jahr der Veröffentlichung des GSM-Standards (1990)
einen eigenen Mobilfunkstandard verlangt hätten: Heraus kam
der DCS1800-Standard, der sich vom
"normalen" GSM-Standard grob gesehen nur im Frequenzbereich (1800 MHz anstatt
900 MHz) unterscheidet und sich zwischenzeitlich ebenfalls großer
Beliebtheit erfreut.
Warum das ganze? Nun, zunächst einmal ist der andere Frequenzbereich
Ausweichposition für Länder, in denen der ursprünglich
vorgesehene GSM-Frequenzbereich im 900 MHz-Band bereits belegt ist.
Außerdem ist absehbar, daß die Kapazität der GSM-Netze im
900 MHz-Bereich nicht ausreichen wird (neueste Analysen (1996) rechnen allein
für die BRD mit 25.000.000 Mobilfunkkunden!):
Durch kleinere Funkzellen benötigt der Mobilfunkbetreiber zwar mehr
Basisstationen, dafür kommen die Handys jedoch mit weniger Sendeleistung
aus und die Kanalfrequenzen lassen sich öfters wiederverwenden, was eine
höhere Kapazität des Telefonnetzes ermöglicht -nicht umsonst
haben sich viele asiatische Länder für diesen Standard
entschieden.
In Deutschland führte dies letztlich dazu, daß zwei zueinander leider (noch) nicht kompatible Netze entstanden: Das D-Netz und das E-Netz entstanden; ersteres mit dem ursprünglichen GSM-Frequenzbereich von 900 MHz, letzteres mit dem DCS1800-Standard im 1800 MHz-Band.
Wie bereits erwähnt, stehen die
"Phase 2"-GSM-Empfehlungen noch aus;
Erweiterungen wie die Ermöglichung von Konferenzschaltungen,
Anrufidentifikation, flexible Gebührenanzeige und -abrechnungen u.a.
zeichnen sich jedoch bereits ab.
Vielleicht aber liegt die Zukunft des weltweiten Mobilfunks gar nicht so sehr
in neuen technischen Spezifikationen, sondern vielmehr in dem, was wir
"on top" daraus machen werden? In "Das Wunder von Issaquah"
beschreibt George Gilder zu einem ähnlichen Thema -nämlich den
Chancen einer weltweiten Computervernetzung- die Situation so:
"Stellen Sie sich vor, wir finden mitten im Dschungel ein Auto. Wir werden bald herausfinden, daß es sich dabei um ein äußerst nützliches Mehrzweckgerät handelt: Es bietet uns ein Dach gegen Regen, bequeme Sitze, helles Licht, eine Heizung und Klimaanlage, ein Radio mit Kassettenspieler und eine Hupe zum Verjagen von wilden Tieren. Voll Bewunderung für all diese Eigenschaften fragen wir gar nicht danach, zu welchen noch viel größeren Wundern das Auto fähig wäre, wenn wir es auf eine asphaltierte Straße brächten."Warum also nicht in größeren Dimensionen denken und den Faden spinnen, welche Art neuer Dienstleistungen durch mobile Telefonie überhaupt erst möglich werden könnten?:
So abwegig ist das alles gar nicht: Wer sich ein bißchen auf dem WWW umsieht und einige aktuelle Links zum Thema Mobilfunk durchliest, wird schnell erkennen, daß insbesondere in den USA heftigst geforscht wird, wie sich Multimedia und Mobiltelefone am besten zusammenbringen lassen (daß sie sich zusammenbringen lassen, ist da schon gar kein Thema mehr...).
Einem Zeitungbericht zufolge arbeitet Nokia zur Zeit daran, einen Lotsendienst per Handy aufzubauen und eine Fotokamera wollen die Finnen auch noch in ihre Handys integrieren, Marktdatum: irgendwann 1997.
--Think big!
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