Bereits 1854 beschrieb der französische Beamte Charles Bourseul eine Methode zur Übertragung menschlicher Sprache mittels Elektrizität, die der deutsche Lehrer Philipp Reis am 26.10.1861 in ein funktionierendes, drahtgetütztes System umsetzen konnte.
Schon damals war es jedoch um die Innovationfreude deutscher Unternehmen anscheinend schlecht bestellt, denn Reis' Erfindung fand in Deutschland kein Interesse, er starb 1874 verarmt (übrigens "stilecht" für einen Wissenschaftler: Er erlag den Folgen einer Vergiftung, die er sich beim Experimentieren mit galvanischen Elementen zuzog...).
Ganze 8 Jahre, nachdem der deutsche Physikprofessor Heinrich Rudolf Hertz die Existenz elektromagnetischer Wellen experimentell nachgewiesen hatte (der schottische Mathematiker Maxwell hatte diese übrigens aufgrund theoretischer Überlegungen bereits 1873 postuliert, durfte den Beweis seiner These allerdings nicht mehr erleben: Er starb 1879 -Pech...), versuchte 1895 ein gerade mal 21 Jahre junger Forscher namens Guglielmo Marchese Marconi (unverkennbar ein Italiener...), Informationen drahtlos zu übertragen.
Dazu baute er im Garten seines Vaters eine recht primitive Apparatur auf, in dem er mit Hilfe eines Funkeninduktors hochfrequente Spannungen im Rhythmus der Betätigung einer Morsetaste auf eine Drahtantenne leitete (der Begriff "Antenne" stammt übrigens ebenfalls von ihm; er entlehnte ihn der Zoologie, welche damit die Fühler von Insekten beschreibt, mit dem diese einander über große Entfernungen wahrnehmen können).
Als Empfänger diente eine Antenne, in die ein Fritter geschaltet war (ein kleines, mit Metallspänen gefülltes Vakuumglasröhrchen, das beim Auftreten hochfrequenter Signale leitend wird -und solange bleibt, bis man mit dem Finger heftig dagegenklopft...). Dieser steuerte eine Klingel, die das Signal schließlich akustisch wiedergab. Schon sein erster Versuch funktionierte über eine Strecke von 1600m.
Nun wäre Marconi wahrscheinlich als abstruse italienische Landgurke in der
Pampa nahe Palermo versauert, wenn da nicht seine Mutter gewesen wäre: Sie
entstammte einer angesehenen englischen Familie mit ordentlich
"Vitamin-B" in die oberen Etagen der englischen Postbehörden. So
arrangierte sie ein Treffen ihres Sohnes mit William Henry Preece, dem
Chefingenieur der britischen Post, die die Weiterentwicklung Marconis Erfindung
sponserte.
1897 gründete der gewiefte Italiener schließlich seine "Marconi
Wireless Telegraphy Company" in London und verdiente sich innerhalb weniger
Jahre dermaßen dumm und dusselig, daß der Rest der Welt es 1903
für nötig befand, zwei Wochen lang in Berlin auf einem Kongreß zu tagen,
um Wege zu finden, diese britische Monopolstellung zu knacken.
Unmittelbar danach wurde dazu auf Anregung Kaiser Wilhem II. durch AEG und Siemens&Halske die "Deutsche Telefunken GmbH" gegründet -ausstaffiert mit mächtigen Finanzspritzen des Kaiserreichs, um das deutsche Heer mit neu zu entwickelnden Funkgeräten zu versorgen.
Zusammen mit den Erfindungen von Lorenz und Braun entwickelte sich nun im deutschen Kaiserreich rasch eine boomende "Telekommunikationsbranche"; 1906 gelang es zunächst der Lorenz AG, im gleichen Jahr auch noch der Telefunken GmbH, Sprache und Töne zu übertragen. 1909 fand in New York die erste öffentliche "Rundfunksendung" statt (übrigens von dem berühmten Tenor Caruso, der eine Arie aus "Cavalleria rusticana" sang).
1913 nahm das Wettrennen um die Technologie nochmals an Brisanz zu, als Marconi sich durch geschickte Börsengeschäfte in den Besitz eines Großteils der deutschen Patente brachte. Allerdings gingen die Lizenzstreitereien im heraufziehenden ersten Weltkrieg unter (es liegt nun mal in der Natur der Sache, daß sich während eines Krieges kein Schwein um die Patentrechte seiner Gegner kümmert). Der Krieg löste seinerseits einen weltweiten massiven Innovationsschub zur Weiterentwicklung der Funktechnik aus (natürlich für die Militärs).
Die ersten Versuche mit mobiler Telefonie gab es schon Anfang der dreißer
Jahre (wobei die "Mobilität" an einen LKW mit der Übertragungstechnik
gebunden war...)
Das erste (von etwa zwei Dutzend) kommerziellen Systemen stellte AT&T
1946 in St. Louis vor: Die Basisstation verwendete sechs festzugeordnete FM-Kanäle,
vermittelt wurde über das "Fräulein vom Amt" manuell.
Um die Kapazität zu erhöhen, kam man danach sehr schnell auf die
Idee, die Kanäe dynamisch nach Bedarf zu vergeben und die Funkfrequenzen
in der Form eines Zellrasters wiederzuverwenden (die Bell-Laboratories
erhielten bereits 1947 ein Patent auf dieses Verfahren), aber die Technik
war für einen kommerziellen Einsatz einfach noch nicht soweit.
Erst die "Europäische Konferenz für Post und Telekommunikation" (CEPT)
griff diese Idee dann 1982 erneut auf und integrierte sie konsequent in
ihren Entwurf dessen, was wir heute als GSM-Standard kennen.
Der Rest ist Geschichte...
Mobil telefonieren konnte man in Deutschland schon überraschend früh: Bereits 1918 gab es auf der Eisenbahnstrecke Zossen-Berlin Versuche der Deutschen Reichsbahn mit Mobilfunk, ab 1926 dann auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg auch in Form eines öffentlichen Zugtelefons.
Erste regionale Funktelefonnetze entstanden in den fünfziger Jahren, aber nur in der Form, daß sie das Festnetz über eine Relaisstation auf einige Kilometer per Funk erweiterten.
1972 folgte dann das "B-Netz"; seine größte Neuerung war die
Möglichkeit zur Selbstawhl, der Umweg über den Operator entfiel
damit also. Allerdings war das Netz in 155 Funkzonen aufgeteilt: Wer jemanden
mobil erreichen wollte, mußte also den aktuellen Aufenthaltsbereich
der Person kennen, um die richtige Rufnummer zusammenbasteln zu können.
Das B-Netz arbeitete im Frequenzband unmittelbar unterhalb seines Vorgängers
im Bereich 146..156 MHz mit ebenfalls 37 Kanalpaaren (ab 1982 dann mit 74).
Auch dieses Netz gibt es zwischenzeitlich nicht mehr, es stellte Ende 1994
seinen Betrieb ein.
1985 folgte dann das "C-Netz"; es war das erste Mobilfunknetz, das die
Aufenthaltsorte seiner Teilnehmer mitverfolgte und somit nicht mehr auf
extra Vorwahlen für unterschiedliche Aufenthaltsgebiete angewiesen war.
Es funkt mit 287 Kanäen im Bereich 450..465,74 MHz und hatte in seinen
besten Zeiten über eine Million Teilnehmer -was zugleich hart an der
Auslastungsgrenze des Gesamtsystems lag.
Trotz D- und E-Netzen existiert es auch heute noch, wenngleich die
Teilnehmerzahlen deutlich zurückgegangen sind.
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Kai Rohrbacher kairo@maya.inka.de