Die Liberalisierung des deutschen TelekommunikationsmarktesAndré TzschupkeHistoryFrüher gab es nur einen Staatsbetrieb, die Bundespost, aber 1990 begann mit der Postreform I ein neues Zeitalter. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, wurde die alte Bundespost in Postdienst, Postbank und Telekom aufgeteilt. Im Jahre 1992 beschloss der Ministerrat der Europäischen Union, die Telefondienstmonopole abzuschaffen, 1994 trat das Postneuordnungsgesetz (Postreform II) in Kraft, wodurch Postdienst, Postbank und Telekom zum 01.Januar 1995 in Aktiengesellschaften umgewandelt werden. 1996 trat das Telekommunikationsgesetz in Kraft und im November wurden 25% der Telekom-Aktien an der Börse platziert. Am 01. Januar 1998 fiel endgültig das Monopol der Telekom, seitdem dürfen auch andere Firmen auf deutschem Boden "Sprachvermittlung" betreiben.
Aber der Weg bis zum Fall des Telekom-Monopols war lang und durch eine Vielzahl von gerichtlichen Entscheidungen gegen die Telekom geprägt, da diese sich gegen den Verlust ihrer Vormachtstellung sehr stark wehrte. Einer der Hauptgründe dafür war, daß die Anschlußleitungen zum Kunden, die "letzte Meile", der Telekom gehören und die neuen Nezbetreiber diese mieten müssen. Die Telekom wollte nur einen gebündelten Zugang akzeptieren, d.h. der Anschluß der anderen Telefonnetze sollte an die Vermittlungstechnik der Telekom angeschlossen werden. International übliche Praxis und von den neuen Netzanbietern gefordert ist der entbündelte Zugang, also der direkte Anschluß an den Hauptverteiler zur Überbrückung der "letzten Meile". Dies wurde erst durch das Verwaltungsgericht Köln, wie vom BMPT gefordert, angeordnet. Die von der Telekom verlangten Preise für die Miete der Leitungen waren ebenfalls unverhältnissmäßig hoch. Sie verlangte das dreifache der international üblichen Tarife, festgelegt wurden dann durch den Bundesminister für Post und Telekommunikation Bötsch durchschnittlich 2,7 Pf/Min. Das ist immernoch mehr als in ausländischen Vergleichsmärkten und von den Wettbewerbern gefordert, aber wesentlich weniger als von der Telekom vorgegeben. Die Festlegung dieser Interconnection-Entgelte erfolgte aufgrund von Vergleichen mit internationalen Preisen, da die Telekom keine aussagekräftigen Kostenunterlagen vorlegen konnte. Gegen diese Festlegung zog die Telekom ihrerseits sofort wieder vor Gericht, bis jetzt wurde noch keine endgültige Entscheidung getroffen. PresentAm 01.01. sind ca. 30 neue Anbieter in das Telekommunikationsgeschäft eingestiegen. Es gibt jetzt eine große Anzahl von unterschiedlichen Tarifen, die hier nicht alle aufgeführt werden können. Aber auch zwischen den Tarifen der neuen Netzbetreiber gibt esgroße Unterschiede. Sie sind im allgemeinen im Orts- und Nahbereich teurer als die Telekom, aber es gibt auch City-Netz-Betreiber, die die Telekom auch in diesem Bereich unterbieten. In den Fern- und Auslandsregionen sind die Wettbewerber bis zu 59% günstiger. Aktuelle Infos gibt es zum Beispiel im Internet unter www.connect-online.de und www.telecom-handel.de . Durch die noch nicht abgeschlossenen Verhandlungen mit der Telekom bieten die meisten Gesellschaften wie oben erwähnt bisher nur Ferngespräche an, erst Mitte diesen Jahres werden auch Ortsgepräche über deren Netze möglich sein, dann kann man auch seinen kompletten Telefonanschluß bei der Telekom kündigen und einen neuen von den anderer Anbietern bekommen. Es gibt 2 Möglichkeiten, mit einem der neuen Netzbetreiber zu telefonieren: "Call by Call" oder "feste Voreinstellung". Bei "Call by Call" wird der Netzbetreiber durch eine Kennziffer ausgewählt, die vor der eigentlichen Telefonnummer eingegeben wird. Auf diese Weise kann man für jedes Gespräch den Anbieter wählen, der in dieser Zeit und Entfernung die günstigsten Preise bietet. Zur Nutzung dieser Kennziffern muß man mit dem jeweiligen Anbieter einen Vertrag abschließen, meistens genügt dazu ein kurzer Anruf bei der Hotline des Netzbetreibers. Für die "feste Voreinstellung" muß man einen Vertrag unterschreiben, da man dadurch sofort mit dem entsprechenden Netz verbunden wird, wenn man eine "0" wählt. Die Gesprächsgebühren sind dann im allgemeinen nochmals günstiger gegenüber der "Call by Call"-Variante, einen weiteren Anbieter durch die Benutzung der Kennziffer auszuwählen, ist aber immernoch möglich. Für das Zusammenspiel "Call by Call" und Faxgerät gibt es die Möglichkeit, eine sogenannte Routerbox zu installieren. In dieser Box sind die Tarifstrukturen der gewünschten Anbieter programmiert, wählt man nun eine Nummer an, dann wählt die Box automatisch anhand der Zeit und des Ziels die Kennziffer des günstigsten Anbieters. FutureEine der herausragenden Möglichkeiten, die man als Telefonkunde in Deutschland hat, wird die gemeinsame Nummer von Mobiltelefon und Festnetztelefon sein. Man wird also immer, egal wo man ist, unter einer Nummer erreichbar sein. Dazu wird es Telefone geben, die sowohl Handy als auch schnurloses Telefon sind. Man telefoniert zu Hause oder in der Firma über das Festnetz zu dessen günstigen Tarifen und unterwegs über ein Mobilfunknetz. Die Fortführung dieser Idee ist das Satellitentelefon, mit dem man weltweitmit einem Telefon unter einer einzigen Telefonnummer erreichbar ist, egal ob in der Großstadt oder in der Wüste, auf dem Ozean oder dem Himalaya. Am fortgeschrittensten beim Aufbau dieser Netze ist die Iridium-Gesellschaft, die Ende 98 mit ihrem Angebot starten wird. Weitere Anbieter sind beim Netzaufbau, also dem Bau von Satelliten und deren Transport in eine Erdumlaufbahn und werden um die Jahrtausendwende ihre Netze in Betrieb nehmen. In Zukunft wird man vielleicht auch kostenlos telefonieren können. o.tel.o führte vom Oktober - Dezember 97 mit Werbetelefonie durch. Vor dem Gespräch und abhängig von der Entfernung des Angerufenen während des Gespräches, wird Werbung eingeblendet. Sehr preisgünstige Fern- und Auslandsgespräche kann man in Zukunft über das Internet führen. Internet-Telefonie gibt es auch jetzt schon, aber die Qualität ist bis jetzt noch nicht zufriedenstellend. |