Es gehört bisher zu dem unumstößlichen Standardrepertoire der
Biologen, daß die Evolution unsere Vorfahren durch Gehirnvergrößerung
einst dazu gebracht hätte, von den Bäumen zu klettern, damit sie ihre
Hände für diese kleinen fiependen Dinger namens "Mobiltelefonen" frei
hätten.
Bei manch einem Zeitgenossen beschleicht mich allerdings das Gefühl,
daß das wohl doch nicht ganz stimmen kann.
Nehmen wir z.B. diesen Idioten da zwei Sitzreihen weiter vorne: Mit geradezu bewunderswerter Dumpfheit fingert er nun schon minutenlang auf seiner Handytastatur herum und beglückt so das ganze Großwagenabteil mit den akustischen Segnungen japanischer Piezolautsprechertechnik.
Nun könnte man ja mit einem Stoßseufzer abwinken, daß selbst dieser dümmste anzunehmende Handyuser (DAHU) es noch in den nächsten paar Minuten merken wird, daß er..
Wie eine dieser biblischen Plagen, suchen einen die DAHUs nämlich überall heim, egal wo man gerade ist. Ihre Handys klingeln genau dann, wenn wir im Restaurant gerade gemütlich Pasta essen wollen. Kein Liveinterview im Fernsehen, bei dem im Hintergrund nicht plötzlich mindestens eines dieser Dinger losrappelt, und sitzt man abends im Kino, nervt spätestens noch im Vorspann der Blechtrottel irgendeines DAHUs (wie wär's denn demnächst mal mit einem "James Bond jagt Dr. NOkia"?).
Und so büßen wir denn alle zähneknirschend für anderer Leute Mobilfunksünden:
Nicht nur, weil es einem der gute Takt verbietet, dem Betreffenden gleich
unmittelbar und live vor laufender Kamera die Pasta samt Teller und Handy in den Hals zu stopfen bzw.
selbigen umzudrehen (James' Lizenz zum Töten würde er uns für diesen
guten Zweck sicher mal kurz ausleihen..); nein, es sind gerade die DAHUs,
wegen derer bspw. immer mehr Städte dazu übergehen, die Benutzung von
Mobiltelefonen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu untersagen -angeblich, weil
die Mehrheit der Kunden dies so will.
Sicher ist das nicht die ganze Wahrheit: Es liegt tief verwurzelt in
der bärenfellbefrackten Germanenseele, alle technologischen Errungenschaften
nach der Erfindung der elektronischen Zahnbürste zunächst einmal
als unnützes, gefährliches Gelumpe abzutun, das wahlweise Krebs, AIDS, BSE,
Haarausfall, das Ozonloch oder die Lindenstraßen-Sympathie hervorruft.
-Exakt solange, bis selbst Schulze-Röhrenbrinks von nebenan auch "sowas"
haben und die Bäckersfrau der Meinung ist, ihre Schwiegertochter fände das
ja eigentlich auch gar nicht soooo unpraktisch und überhaupt...
Bis dorthin aber ist es ein weiter Weg und die DAHUs bleiben nun mal die Ursache, daß die aufgeheizte Volksseele einem Pawlowschen Hundereflex gleich am liebsten ein ebensolches Hunderudel von der Kette lassen will, wenn nur irgend jemand in der Öffentlichkeit es wagt, ein Handy zu zücken.
An sich wäre das alles ja erstaunlich einfach zu vermeiden, wenn jeder
Handynutzer sich auch nur an die einfachsten paar Benimmregeln halten würde.
Lautlosschaltung, Anrufumleitung und Ausschaltknopf wurden ja nicht von
einem notleidenden japanischen Patentanwalt erfunden, sondern haben durchaus
ihre Existenzberechtigung. Allein: An der ganzen Gehirnerweichungstheorie
durch Elektrosmog muß wohl doch was dran sein, denn wie sonst
wäre es zu erklären, daß vorher angeblich vollkommen normale Menschen
plötzlich nach dem Kauf eines Mobiltelefons die einfachsten Regeln von
Anstand und Takt vergessen?
Vielleicht (g)reift ja doch noch die Vernunft; wenn nicht, gehen wir schweren Zeiten entgegen, aber selbst dann ist nicht alle Hoffnung verloren: DAHUs sind gottlob nur eine nervige Minderheit und unterliegen bisher keinem Artenschutzabkommen. Den üblichen menschlichen Gepflogenheiten und geschichtlichen Erfahrungen zufolge sollte es für die moderne westliche Zivilisation deshalb kein großes Problem darstellen, sie doch noch irgendwie auszurotten..
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